Wochenrückblick des Unbehagens 90
Leise, tödlich, kontrolliert. So ist unser Norman und er ist wieder da! Und so gibt es heute nicht nur Fürze, sondern auch Wahlen, das transparente Thüringen, Daten für 300€, eine Legoautobahn, mehrheitsbefreite Separatisten, verschwitzen Blutdruckwägen, Sigi Maurer und der pöbelnde Craft-Beer-Mann, Umerziehungslager in China, der omnipräsente Odebrecht, Hetze, Lanze im Abdomen, dem neuen Fischmarkt in Tokyo und Street-View als Ehebeendungsinstrument.
Habt also Spaß und macht, dass das Rind nach Sau riecht.
Nachträge:
von Norman:
Präsidentschaftswahl in Brasilien
https://pt.wikipedia.org/wiki/Eleição_presidencial_no_Brasil_em_2018#Resultados
Verfassungsreferendum in Rumänien
https://de.wikipedia.org/wiki/Verfassungsreferendum_in_Rumänien_2018
von Michael:
“Neue” englische Wörter
https://www.indiewire.com/2018/10/oxford-english-dictionary-adds-giallo-mumblecore-1202009478/
Montag, 08.10.:
von Norman:
„Transparenzgesetz“ in Thüringen
Separatisten ohne Mehrheit
https://www.elnacional.cat/en/news/judge-lack-evidence-rebellion-catalan-government_312258_102.html
https://derstandard.at/2000089082827/Katalanische-Regierung-verliert-ihre-Mehrheit
https://twitter.com/CarlesMundo/status/1049737160277053447
von Erik:
„Einmal die polizeilichen Daten für 300€, bitte.“
von Louis:
Legoautobahn
Dienstag, 09.10.:
von Norman:
Verstrahlte Radarsoldatenkinder
Überwachungseinkaufswägen
von Erik:
„Ich glaube, dass der Kläger lügt, aber ich spreche sie trotzdem schuldig“: Der Fall Sigi Maurer
von Michael:
Beziehungsfülle
https://www.spektrum.de/news/wer-zusammenzieht-nimmt-zu/1598674
Leise und tödlich
https://soranews24.com/2018/10/09/how-often-do-japanese-people-rip-silent-farts-survey-investigates/
von Louis:
Das Ende des Schweigefuchses(?)
https://www.n-tv.de/der_tag/Deutsche-Politiker-fordern-Verbot-des-Wolfsgrusses-article20661188.html
Mittwoch, 10.10.:
von Norman:
Antaios-Verkauf
https://www.buchreport.de/2018/10/10/goetz-kubitschek-verkauft-antaios/
Odebrecht überall
von Erik:
Verwechseltes Plagiat
https://bildblog.de/102620/verwechselt-tagesspiegel-hitler-mit-tagesspiegel/
von Louis:
Nutzlose Waffen bei der Polizei
Lanze im Abdomen
von Michael:
Schlechter Dropkick
https://consequenceofsound.net/2018/10/iron-sheik-dj-leathal-shaggy-2-dope/
Schlechte Verkleidung
https://www.tokyoreporter.com/japan/woman-dressed-as-man-in-assaulting-judge-in-toilet-after-ruling/
Gute Brille
https://www.wired.com/story/irl-glasses-screen-blocking/
Donnerstag, 11.10.:
von Norman:
Legalisierung der Uigurenlager
Papst: Abtreibung ist wie Auftragsmord
von Erik:
Der Fall Sigi Maurer 2
https://orf.at/stories/3058782/
von Michael:
Verschollene Schrecke
https://www.deutschlandfunknova.de/nachrichten/50-jahre-verschollen-ja-sie-lebt-noch
Freitag, 12.10.:
von Norman:
Mein Abgeordneter hetzt
von Erik:
Unrechtsstaat Bayern
Wenn Veranstaltungshinweise schon „transphob“ sind
von Michael:
Todesfalle Fischmarkt
Samstag, 13.10.:
von Norman:
Mann erwischte Ehefrau via Google Street View mit Fremdem
https://derstandard.at/2000089277839/Scheidung-Mann-erwischt-Ehefrau-auf-Google-Maps-mit-Fremden
von Michael:
Plastik gegen Geld
https://mainichi.jp/english/articles/20181013/p2a/00m/0na/010000c
Rentnertagesstätte mit Roulette
https://mainichi.jp/english/articles/20181013/p2a/00m/0na/002000c
von Politik und Liebe:
Die Führerweinaffäre
https://twitter.com/politikundliebe/status/1050143472844451840
https://www.buzzfeed.com/de/karstenschmehl/jessica-biessmann-fuehrerwein-weinflasche-hitler-myspace
https://www.bz-berlin.de/berlin/mitte/berliner-afd-politikerin-raekelt-sich-vor-hitler-wein
https://twitter.com/bzberlin/status/1051435446847324160
Sonntag, 14.10.:
von Norman:
Kammerwahl in Luxembourg
https://de.wikipedia.org/wiki/Kammerwahl_2018
von Michael (jung):
Geiselnehmer will Caprisonne
Beim Fall Sigi Maurer muss ich euch widersprechen. Dieses Urteil hindert Frauen effektiv daran sich gegen derartige Belästigung zu wehren. Denn einfach mal eine Anzeige wegen Beleidigung zu erstellen, ist deutlich leichter gesagt als getan. Was wird wohl passieren, wenn man zur Polizei geht und sagt: „Herr Wachmeister, ich wurde im Internet beleidigt.“? Ich glaube kaum was sinnvolles. Und selbst wenn man es vor Gericht bringt, ist es nicht ausgeschlossen, dass bei einem weniger wohlgesonnenen Richter oder einer Richterin das Verfahren eingestellt wird, weil es zu belanglos sei. Und selbst wenn man mit der Klage durchkommt, hat man die Anwaltskosten trotzdem an der Backe, ohne dass sich an der zu Grunde liegenden Situation was geändert hätte.
Was aktuell fehlt ist ja nicht die rechtliche Sanktion gegen solche Sachen, sondern die Gesellschaftliche. Solange Menschen meinen, sie könnten ungestraft Leute im Internet beleidigen, wird es zu solchen Situationen kommen. Ein Verurteilter mehr wird da nicht viel ändern, weil es dafür in aller Regel an der medialen Aufmerksamkeit mangelt. Außerdem ist der Teil der Leute, die angezeigt werden, definitiv kleiner als jener, die solche Sachen bringen. Das Interessante ist ja, dass der Hauptgrund für das Urteil ist, dass Sigi Maurer nicht endgültig beweisen konnte, dass es der Mann war, den sie beschuldigt hat. Aber wie hätte sie das je tun können?
Nachfragen ist sinnlos, denn da könnte die selbe Person ja auch behaupten, sie wäre wirklich Person X für die sie sich ausgibt. Eigentlich müsste man mit einer Kamera vor dem Rechner stehen, während die Sätze eingetippt werden. Das ist doch absurd. Vor allem wenn man das weiter denkt. Dürfen Journalisten in Zukunft dann auch nicht mehr über eventuell stattgefundene zwielichtige Machenschaften bei Politikern oder Firmen berichten, weil sie keinen absoluten Beweis dafür haben und es rufschädigend sein könnte? Beispielsweise dürfte das Buch „Inside AfD“ dann doch so nicht mehr haltbar sein. Unterm Strich könnte man das auch ganz einfach Zensur nennen.
Zu der Sache in Großbritannien mit dem Retweet: Das ist dort auf der Insel ein doch nicht so irrelevantes Thema. Besonders innerhalb der feministischen und LGBTQ*-Bewegung wird das teilweise sehr heftig diskutiert. Ich habe das ganze über die Youtuberin Magdalen Berns mitbekommen. Im Kern geht es darum, dass viele Feministinnen einen Teil ihrer Errungenschaften durch die Transaktivistinnen bedroht sehen. Diese Gruppierung nennt man oft „TERF“ (trans excluding radical feminist) was selbige aber nicht gerne hören, weil es in der Regel als eine Beleidigung genutzt wird. Ihre Hauptkritik ist, dass Männer die neuen Reglungen ausnutzen könnten um Frauen zu belästigen oder zu vergewaltigen.
Zum Beispiel weil dann Trans-Frauen auch Frauentoiletten betreten „dürfen“, was von vielen als klassischer Schutzraum für Frauen gesehen wird. Oder dass man Trans-Frauen auch in Frauengefängnisse steckt. Oder dass wohl einige Trans-Frauen darauf drängen, eine „lesbische“ Beziehung zu führen. Also ein biologischer Mann und eine biologische Frau dazu „überreden“ will, doch Sex mit ihm zu haben/eine Beziehung anzufangen, weil er „ja auch eine Frau ist“. Was der eigentlichen Definition von lesbisch ja entgegenläuft. Der Hauptstreitpunkt liegt darin begründet, ob man das biologische oder das soziale Geschlecht als Grundlage dafür nimmt, wie man jemanden zum Beispiel in rechtlichen Fragen definiert. Ich muss sagen, dass ich hier ganz klar auf der Seite des biologischen Geschlechts bin. Ich kann mich noch so sehr wie ein Delfin fühlen, ich werde nie einer sein und kann nicht erwarten, dass andere mich so behandeln.
Ich habe das Urteil im Fall Sigi Maurer nicht gelesen und weiß auch nicht ausreichend viel über das österreichische Recht in Bezug auf den Straftatbestand der Beleidigung. In Deutschland sind die Beleidigung, die Verleumdung und die üble Nachrede aber in der Tat Auslegungssachen.
Aber wie willst du denn auch definieren, was nun alles eine Beleidigung ist? Tathandlung der Beleidigung ist die Kundgabe einer Tatsache oder eines Werturteils. Diese kann wörtlich, schriftlich, bildlich oder auch durch konkludente Handlungen erfolgen. Die Äußerung muss ehrverletzenden Inhalt besitzen (vgl. https://www.juraforum.de/lexikon/beleidigung). Aber du kannst nicht jede Beleidigung in einem Gesetz aufführen, insbesondere schon deshalb nicht, da der Sprachennutzer ständig neue schafft.
Ich persönlich finde solche Straftatbestände ohnehin sehr schwierig, da sie mit der freien Meinungsäußerung kollidieren.
In Österreich scheint die Beleidigung noch ein wenig weiterzugehen: Hiernach macht sich strafbar, wer öffentlich oder vor mehreren Leuten einen anderen beschimpft, verspottet, am Körper misshandelt oder mit einer körperlichen Misshandlung bedroht (vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Beleidigung_(Deutschland)#Rechtslage_in_anderen_Staaten).
Aber du schreibst auch vollkommen richtig, dass gar nicht das Rechtliche das Problem ist, sondern das Gesellschaftliche. Ich stimme da zu. So etwas, was man Frau Maurer schrieb, ist inakzeptabel, aber es sollte eben vor allem gesellschaftlich inakzeptabel sein. Gleichzeitig muss man eben auch einiges aushalten können, finde ich. In der Gesellschaft muss ein Mittelweg gefunden werden. Die Leute müssen es in beide Richtungen nicht übertreiben.
Zu dem anderen Thema finde ich es schwer, mich zu äußern, muss ich gestehen, weil ich da meine ganz eigene, sehr liberale Haltung (denke ich) habe. Es ist mir vollkommen gleich, ob jemand ein Transsexueller ist, es geht mich überhaupt nichts an. Und es ist mir auch vollkommen egal, wenn der die gleiche Toilette aufsucht wie ich. Ich verstehe schlicht nicht, inwiefern es irgendetwas ändert, wenn irgendwer schwul oder lesbisch ist, wenn er ein Transsexueller ist oder was auch immer. Und das gilt doch auch für mögliche Beziehungen, oder? Wenn man an jemanden nicht interessiert ist, muss er das hinnehmen, auch wenn er den Grund nicht verstehen mag. Ich bin nicht an Raucherinnen interessiert, weil ich den Geruch als fürchterlich unangenehm empfinde, und halte das für einen genauso legitimen Grund wie jeden anderen auch. Der einzige Unterschied ist wohl, dass man sich das Rauchen abgewöhnen kann, die sexuelle Präferenz oder das psychosoziale Geschlecht natürlich nicht. Aber damit sind wir wieder bei der gesellschaftlichen Akzeptanz, oder nicht?
Zu der Frage der rechtlichen Grundlage eines biologischen oder psychosozialen Geschlechtes kann ich tatsächlich dann gar nichts mehr sagen. Ich habe mich damit nicht beschäftigt, was vor allem damit zu tun hat, dass es mich weder persönlich noch als Nebenstehender betrifft, eben da es mich nicht kümmert, ob sich neben mir auf der Herrentoilette eine Person befindet, die ursprünglich eine Frau war.
Natürlich ist es vollkommen absurd, dass sie dafür angezeigt und verurteilt wurde. Ich glaube, das haben wir auch nie angezweifelt und entsprechend begrüßten wir es, dass man über Gesetzesänderungen nachdenkt. Ich finde es auch nicht falsch, dass sie das öffentlich gemacht hat. Etwas leichtsinnig war es aber sicherlich. Ich meine ja, dass das alles gar nicht vor Gericht hätte landen sollen. Vernünftig wäre es gewesen, ihm „Schreiben Sie der Dame nicht so eine Scheiße, dann wird die das auch nicht auf Twitter posten.“ zu sagen und ihn heim zu schicken. Rechtlich wäre das aber wahrscheinlich auch wieder nicht in Ordnung gewesen. Und das wir in dieser ganzen Angelegenheit ein gesellschaftliches Problem haben, ist offensichtlich. Das Leute überhaupt anderen solche Sachen schreiben ist schon absurd. Natürlich habe ich auch mal wen im Internet beleidigt. Streitereien gibt es eben immer und überall. Da wurde dann hinterher mal drüber geredet und fertig. Aber mit so einem Vogel zu reden ist ja offensichtlich auch sinnlos. Es ist alles eine verzwickte Sache, aber so lange es nicht rechtlich ordentlich abgesichert ist, muss wohl leider jeder etwas vorsichtig sein, was er wie öffentlich von sich gibt.
Bei uns in Bayern ist es wie in Japan: Vieles extrem gut, vieles extrem scheisse! Mit anderen Worten: Die Wurschtsemmel schmeckt, aber jeder schaut dabei zu ob sie dir mundet. …und natürlich furzen die Frauen hier auch leiser als die Männer!