Wochenrückblick des Unbehagens 30
30 Wochen Wochenrückblick und wir blicken nicht zurück. Also zumindest nicht so weit. Stattdessen gibt es die Cyberwehr, mehr Frauenwrestling, Spinnen im Herzu, G20, rechtsextreme Aktivisten, geflüchtete Schildkröten, wählbare Parteien, türkeifeindliche Parteien, Informatikrätsel, Marihuana, weibliche Dominanz (mit Peitsche) und keinen Terror.
Also liebe Kinder, habt Spaß, werdet der neue Bond (damit Daniel endlich damit aufhören kann), umgeht tödbringende Krankheiten und quietscht nicht ständig so mit dem Stuhl!
00:00:00 Begrüßung/Intro
00:03:02 Montag: Glühendes Frauenwrestling, Cyberfeuer und die passende Wehr und Tod durch Impflücke
00:15:58 Dienstag: Herzensspinne und Filterblasenverblödung
00:34:04 Mittwoch: Die beste Quelle überhaupt, kein neuer Bond, mehr vom Fieber, Schildkrötenflucht, Disgrace und irrsinnige Problemlösung
01:00:24 Donnerstag: Obi-Wan ist wieder da, Schulzporn, illegaler Tränengasgebrauch und Bundeswehrspaß mit Hitlergruß, Nazimusik und Sex zur Belohnung
01:34:40 Freitag: Die CDU-Neonazi-Verbindung, giftiges Papier, „Wen kann man denn als guter Türke so wählen?“, geiler Yakuza, Marihuanabaumblantage und mehr Spaß in Venezuela
02:06:52 Samstag: Generahel flieht aus Venezuela, mehr Königskämpfer, Hoxahintergrund und nun wirklich die G20-Peinlichkeiten
02:28:38 Sonntag: Magischer Kunstpilzwirkstoff, „Wir wollen keine Rechtsextremisten!“ und Evolution
02:34:02 Abschied/Outro
ProBonoTV ist eigentlich ganz okay. Journalistisch reißen sie keine Baume aus aber immer mal wieder gibt es durchaus interessant Beiträge, die in der breiten Öffentlichkeit untergehen, wie zum Beispiel der mit den Poison Papers oder neulich hatten sie auch was zu Regionalwährung (sehr empfehlenswert). Den Stil muss man nicht unbedingt mögen, diese Youtube-Einspieler gefallen mir zum Beispiel auch nicht. Aber inhaltlich ist das schon in Ordnung.
Übrigens finde ich diese Variation vom Intro am besten.
P != NP perfekt erklärt, Michael – nichts hinzuzufügen. Schlechte Nachricht, jedoch: Es ist ziemlich sicher falsch, wie man hier zum Beispiel nachlesen kann: https://lucatrevisan.wordpress.com/2017/08/15/on-norbert-blums-claimed-proof-that-p-does-not-equal-np/
Hier hat einer sogar den genauen Punkt ausgemacht, wo sich Blum verechnet hat: https://rjlipton.wordpress.com/2017/08/17/on-the-edge-of-eclipses-and-pnp/#comment-83680
Zu dem Text von dem Herrn, der sich über die politisch uninteressierten Jugendlichen aufregt, kann ich ehrlich gesagt nicht so viel tolles sagen.
Wir haben hier nichts anderes, als einen alten Mann, der sich über die dummen Jugendlichen aufregt. Wenn er wenigstens wissenschaftliche Studien bemühen würde, dann wäre es zwar immernoch ein Text, der sich nur darüber echauffiert, anstatt einer, der versucht, die Ursachen zu finden und sie zu beheben, aber wenigstens, wäre das ganze fundiert. Er kommt aber einfach nur mit Anekdoten-Argumenten (Also bei den Schulklassen, die zu mir kommen, erlebe ich das dauernd!!eins!). Wow. Next up: „Bei meiner Oma hat Homöopathie geholfen“.
Dazu frage ich mich: Wen stellt dieser Mann ein, dass er Frage nach dem OB von Berlin oder anderen politischen Dingen stellt. Es gibt soetwas wie fachfremde Fragen bei einem Einstellungsgespräch, die sogar gegen das ArbeitnehmerInnenschutzgesetz verstoßen. Wenn sein Beruf nicht wirklich einen direkten Bezug zur Politik hat, dann hat er absolut kein Recht, eine solche Frage auch nur zu stellen und damit kommen wir zu meinem Hauptunkt: Warum genau ist es (offensichtlich ja auch eurer Meinung nach) schlimm, wenn sich ein studierter Maschinenbauer nicht mit Politik auskennt? Euch ist es ja so wichtig, dass der __studiert__ ist und nicht mal weiß, was Politiker XY macht. Dieses Bild kommt doch aus einer längst veralteten Konstelation, in der Studenten zur gebildeten Elite gehörten, die über Politik, Weltgeschehen & Co informiert waren – ein sehr klassistisches Weltbild. Ich sehe nicht, warum ein Industriemechaniker wissen muss, dass es Süd- und Nordkorea gibt. Das hat mit seiner Ausbildung und seinem Beruf nichts zu tun.
Ich würde sogar eines weiter gehen und eine gewisse Form von Überschätzung unterstellen, wenn ihr es schlimm findet, dass Leute den Spitzenpolitiker der FDP nicht kennen, dafür aber über „unwichtigere Themen“. Was wisst ihr über Sport? Über Spielertransfer im Fußball, etc.? Vermutlich so viel, wie ich – nichts. Nun bestreitet aber hoffentlich keiner, dass Sport und insbesondere Fußball eine extrem große Rolle in unserer Gesellschaft und der westlichen Welt spielen. Wieso wisst ihr dazu nichts? Es kann doch nicht sein, dass so gebildete, studierte junge Erwachsene dazu gar nichts wissen! Doch – weil es einen halt nicht interessiert. Und das ist in Ordnung. Und genauso in Ordnung ist es, wenn sich jemand nicht für Politik interessiert. Für jemanden, der Politik als etwas sehr wichtiges einschätzt, mag das befremdlich erscheinen, aber so mag es auch dem Fußballfan gehen, wenn ich ihm erzähle, dass ich keine Ahnung habe, wie Manuel Neuer aussieht und den Namen auch nur kenne, weil meine kleine Schwester eine Unterschrift von ihm auf einem Trikot hat.
Generell würde ich dir in allen Punkten zustimmen. Schade bzw. problematisch ist es aber insofern, als das die Politik eben zum Großteil bestimmt, wie wir hier leben. Fußball nicht so sehr.
Muss der Industriemechaniker wissen, dass es Nord- und Südkorea gibt? Nö, aber es ist doch verwunderlich, wenn er nie davon gehört hat. Ob nun jemand weiß, welcher Politiker gerade welches Amt hat… finde ich nicht so wahnsinnig wichtig, aber von einigen hat man doch zumindest mal gehört. Ob der nun studiert hat, ist auch relativ wurscht, doch war er sicher lang genug in der Schule, um im Politikunterricht mal was aufzuschnappen. An der Uni gibt es ja angeblich auch Leute, die sich mit Politik befassen. Da wundere ich mich dann eher, wie man drum herum kommt. Und natürlich können wir sagen, dass sich niemand mit Politik befassen muss, wenn es nicht Teil seines Berufs ist. Aber mich verwirrt es ehrlich gesagt, wenn Leute gar nichts wissen. Fußball interessiert mich ja auch so gar nicht, aber das Grundprinzip und ein paar Namen kenne ich eben doch. Und in einer Demokratie ist es doch schon ganz cool, wenn die Leute ganz grob wissen, was da passiert und warum sie eigentlich ihr Kreuzchen machen.
Ja, ich habe auch so meine Lücken im Allgemeinwissen und ich glaube, das stellt man insbesondere dann fest, wenn man ein Alltagsgespräch führt, in dem alle möglichen Themen vorkommen können, und man plötzlich wirklich keine Ahnung hat. Fußball ist in der Tat ein Beispiel. Da habe ich keine Ahnung von, weil es mich, wie dich auch, nicht interessiert.
Und dafür werde ich mitunter genauso schief angeguckt, wie ich jemanden anschaue, der mich fragen würde, was Süd- und Nordkorea seien. Wahrscheinlich fehlt jedem irgendetwas und wie du sage ich, dass das in Ordnung sei. Stimmt. Aber jeder hat eben seinen eigenen Ausgangspunkt und seine subjektive Sicht. Und ich schaue komisch, wenn man von grundlegender Geographie gar keine Ahnung hat. Nur als Beispiel.
Aber ich hatte den Text gar nicht so sehr so gesehen, dass er sich vor allem auf Jugendliche bezieht, sondern den ein bisschen anders gelesen und auf mein Umfeld und die Leute, denen ich auf der Straße begegne, angelegt. Und empfand das als Volltreffer dafür, sich einfach mal anzuschauen, worüber Leute sprechen, wofür sie sich interessieren, und wofür nicht. Und dann zu vergleichen, wofür ich mich interessiere. Ich bin wohl eher einer wie Lenze, dem auffällt, dass er andere Interessens- und Wissensgebiete hat als anscheinend viele. Und, das stimmt, vielleicht gerade im Vergleich mit der jüngeren Facebook-„Generation“ (auch wenn ich alterstechnisch sogar dazugehören sollte, fühle ich mich so gar nicht als Teil dieser). Und ich frage mich, wie es zu diesem starken Unterschied kommen kann. Und die fragen sich das vielleicht umgekehrt auch.
Vielleicht sollte ich besser Ahnung von möglichst viel haben und das ist auch mein Anspruch. Aber Fußball stelle ich anderen Sachen hintenan. Das tut jeder; jeder gewichtet Themen anders, das liegt an Interesse und Relevanz für das eigene Leben, aber ich schaue komisch, wenn Paris Hilton oder so wichtiger für einen ist als der Außenminister Deutschlands.
Ich erwarte übrigens durchaus, dass man als Student bzw. Studierter ein breiteres Allgemeinwissen aufbringt als ein Nichtstudierter. Da fällt es daher unangenehmer auf, wenn man bei einem anderen (und auch sich selbst) auf ein Feld der Allgemeinbildung stößt, von dem der andere (oder eben man selbst) keine Ahnung hat, denn ich erwarte das ja eher weniger, schon deshalb, da, so stelle ich es in meiner Uni-Umfeld-Filterblase fest, man doch ab und zu mit Gesprächen, die zumindest die Politik streifen, konfrontiert wird oder sie zumindest neben einem stattfinden, auch wenn man sich nicht beteiligt.